- makkaronische Dichtung
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maccaronische Dichtung, komische Dichtung, deren Wirkung auf der spielerischen Verschmelzung zweier Sprachen beruht, wobei das grammatische und syntaktische Grundgerüst der einen mit dem Wortmaterial der anderen Sprache verbunden wird. Die makkaronische Dichtung setzt bei Autor und Rezipient Kenntnis der benutzten Sprachen voraus, ist also scherzhafte Gelehrtendichtung, meist Parodie oder Satire. - Nach Vorläufern in der Spätantike hatte die makkaronische Dichtung ihre Blütezeit im Humanismus des 15./16. Jahrhunderts; Grundlage war dabei das Lateinische, durchsetzt mit Elementen der westeuropäischen Volkssprachen. Den muster- und namengebenden Anfang machte die 1490 erschienene unvollendete Satire des Paduaners Tifi Odasi (✝ 1492; eigentlich Michele di Bartolomeo Odasi) »Carmen Macaronicum de Patavinis quibusdam arte magica delusis«. Hauptvertreter der makkaronischen Dichtung war dann T. Folengo, Nachfolger sind G. G. Alione, Cesare Orsini (✝ 1638; »Capriccia macaronica«) und in gewissem Sinne Camillo Scrofa (* um 1526, ✝ 1565; Pseudonym Fidenzio Glottocrisio), der komischen Dichtungen in italienischer Sprache mit lateinischen Einsprengseln schrieb (»Poesia fidenziana«). In Frankreich wurde die makkaronische Dichtung aufgegriffen von Antoine Arena (✝ 1544), R. Belleau und Molière, in England u. a. von J. Skelton, W. Drummond, Richard Brathwaite (* 1588, ✝ 1673). In Deutschland finden sich Ansätze v. a. bei S. Brant, T. Murner, H. Sachs und besonders bei J. Fischart, der in seiner »Geschichtklitterung« den Begriff »makkaronische Dichtung« mit Nuttelverse (Nudelverse) eindeutschte und an dessen Moralsatire »Floeh Haz, Weiber Traz« (1573) die erste größere deutsche makkaronische Dichtung anknüpft: die anonyme deutsch-lateinisch »Floia« (1593), die Vergils »Aeneis« parodiert. Später blieb die makkaronische Dichtung meist auf knappe Scherzworte beschränkt: »Totschlago vos sofortissime nisi vos benehmitis bene!« (B. Freiherr von Münchhausen).
Universal-Lexikon. 2012.